Vor kurzem hatten wir uns während der Morgenbesprechung über die Neuerungen der während des ESC Kongresses 2015 erschienenen Leitlinien zum NSTE-ACS ausgetauscht. Etwas überrascht war ich,
dass dies vielen noch etwas verborgen war. Deshalb erlaube ich mir, Sie ebenfalls auf die frei zugänglichen 2015 ESC Leitlinien zum akuten Koronarsyndrom OHNE ST-Elevation hinzuweisen.
Da akuter Myokardinfarkt einer der Kernthemen einer Notaufnahme und auch in der prähospitalen Versorgung ist (hier ein aktuelles Positionspapier zur prähospitalen Versorgung zu den Leitsymptomen Chest Pain und Akute Atemnot), möchte ich insbesondere auf Neuerungen in der Diagnostik des NSTEMI eingehen:
1) Die Diagnose akuter Myokardinfarkt wird gestellt durch Nachweis einer myokardialen Ischämie (Zeitabhängiger Anstieg bzw. Abfall von myokardspezifischen Biomarkern, vorzugsweise hochsensitive Troponine) und einem der folgenden Merkmalen:
a) klinische Symptome einer Ischämie
b) Neue oder vermutlich neue ST-T Wellen Veränderungen oder LBBB
c) Entwicklung pathologischer Q-Zacken
d) Nachweis von myokardialer Nekrose in Bildgebung
Intrakoronaren Thrombus in Koro bzw. in der Autopsie.
Biomarker der Wahl ist ein hochsensitiver Troponin Assay (als “hochsensitiv” wird ein Assay bezeichnet, wenn bei “Gesunden Probanden” in über 50% der Fälle Troponinwerte quantitative erfasst werden können). Creatinkinase hat in der Routineversorgung eigentlich keinen Stellenwert. Und die Bestimmung von Troponin bei Point of Care Geräten ist weniger sensitiv und muss deshalb bei der Interpretation entsprechend berücksichtigt werden.
Bei der Abklärung des akuten Koronarsyndroms bei Patienten mit Beschwerden <6h vor der Vorstellung in der Notaufnahme sollte ein EKG und Laborwerte bei Aufnahme und 3h später durchgeführt werden. Es zeichnet sich ab, dass die gleiche Aussagekraft auch bereits nach 1h erreicht werden kann (1h Algorithmus). Dieser ist sehr komplex, wie beiliegende Abb. aus den Leitlinien zeigt:
Die Leitlinien vergegenwärtigen, dass die Abklärung eines akuten NSTE-ACS nicht so einfach ist, wie man es sich wünschen würde. Grundlegendes Verständnis der Pathophysiologie sowie Kenntnis über die eingesetzten diagnostischen Tests sind “Conditio sine qua non“.
Vielleicht trägt dieser kurze Beitrag bei, sich darüber nochmals vertiefte Gedanken zu machen und die Leitlinien direkt zu konsultieren. Auf jedenfalls wirklich ein exzellent ausgearbeitetes Werk.
Das war´s mal wieder aus Nürnberg. Bis bald!