In den letzten Tagen wurde ich immer wieder auf unser Anfang Dezember stattgefundenes Adventssymposium angesprochen. Natürlich frage ich nach, was besonders beeindruckt hat und welche Themen für das nächste Adventssymposium (SAVE the DATE: 9-10.12.2016) gewünscht werden.
Mehrfach wurde erwähnt, dass das von Kollegen F. Rockmann aus Regensburg angesprochene Thema “Anwesenheit von Angehörigen bei der Reanimation” sehr beeindruckt hätte. Viele nicht-ärztliche Mitarbeiter, aber auch ärztl. Mitarbeiter, können sich ein derartiges Vorgehen gar nicht vorstellen . Und selbstverständlich folgen Argumente, dass dieses Konzept entweder in der Klinik-Situation oder im Kontext der prähospitalen Reanimation nicht möglich wäre.
Nun, wie kann man überzeugen, dass eine 1987 erstmalig formulierte Idee nach nahezu 30 Jahren flächendeckend umgesetzt wird? Eine sehr spannende Pro-Contra Diskussion findet sich hierzu mal wieder im NEJM. Beachten Sie hier insbesondere auch die Leserkommentare! Echt spannend, und viele Meinungen spiegeln meine eigene Erfahrung der letzten Wochen wider! Kollege Janssens aus Eschweiler hatte dies ebenfalls kommentiert.
Ich denke, dass es zum einen Studien sind, die wegen der überwältigenden positiven Erfahrungen auf die Einstellung der Angehörigen frühzeitig abgebrochen wurden (siehe Lancet 1998). Und dann gibt es eine absolut geniale Studie, die im N Engl J Med, bereits 2013 publiziert wurde. Kollegen des französischen, Arzt-besetzten Rettungsteams konnten in einer randomisierten Studie zeigen, dass die Stressreaktion der Angehörigen bei Anwesenheit der Angehörigen bei der REA, dtl. geringer ausfallen. Und negative Auswirkungen auf die Health Care Provider oder den Patienten selbst, gab es natürlich auch nicht. Siehe auch begleitendes Editorial.
Und dann gibt es ganz aktuell eine Metaanalyse, die systematisch zu untersuchen versucht, ob es unerwünschte Auswirkungen auf den Gesundheitszustand der Reanimierten gibt (Link wird nachgereicht). Auch hier Fehlanzeige: Es gibt keinen Nachweis, dass die Anwesenheit der Angehörigen zu unerwünschten Effekten für Patient oder Health Care Provider führen würde.
Wie kann man nun die Angehörigen in einer derartigen Extremsituation gut begleiten? Hier gibt ein sehr guter Gesprächsleitfaden, der in oben zitierter Studie als Appendix im NEJM publiziert wurde, einen aus meiner Sicht sehr guten Rat.
Welche Erfahrungen haben Sie? Sind aus Ihrer Sicht diese Daten überzeugend?
Wirklich sehr spannendes Thema, das auch in unserem Team zu diversen Gesprächen und Diskussionen geführt hat. Wir werden dieses Konzept mittelfristig umsetzen.
Das war´s mal wieder auch Nürnberg. Stay tuned and join again!