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Channel: Prof. Dr. Michael Christ – Blog des DGINA e.V.
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Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF)

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Beinahe wäre mir eine aus meiner Sicht wirklich extrem spannende und klinisch wichtige Originalarbeit aus dem N Engl J Med durch die Lappen gegangen.

Redfield et al. untersuchten in einer vom NHLB Institute in den USA gesponserten Multicenter-Studie den Effekt von Nitraten bei Patienten mit HFpEF auf die tägliche körperliche Aktivität.

Was ist der Hintergrund dieser Studie?
Nitrate werden häufig in der Therapie der Herzinsuffizienz eingesetzt. Wir alle kennen die “positiven” Effekte von Nitraten bei der Therapie der akuten aber auch chronischen Herzinsuffizienz. Es gibt diverse Studien, die aufzeigen, dass die Gabe organischer Nitrate die Aktivitätstoleranz in submaximalen und maximalen Belastungstest bei Herzinsuffizienz verbessert. Aber … es gibt natürlich auch die Kehrseite der chronischen Nitrattherapie: Hypotension, Kopfschmerzen, etc.

Was ist neu an dieser Studie?
Es wurde in einer randomisierten multizentrischen Studie anhand von tragbaren “Akzelerometern” die Tagesaktivität der betroffenen Patienten erfasst und analysiert. Patienten mit systolischen Blutdruckwerten unter 110mmHg wurden ausgeschlossen.

Was sind die wesentlichen Ergebnisse dieser Studie?
Es wurden insgesamt 110 Patienten in dieser STudie eingeschlossen. 51 Patienten erhielten Isosorbid-Mono-Nitrat 120mg/Tag. Entgegen der Erwartungen der Untersucher (und auch mir) zeigt sich ein Trend zu geringerer Aktivität in der Verum-Gruppe. Auch die Trends im Quality of Life Score und den NT-proBNO Spiegel spricht gegen die Verumtherapie. Es zeigten sich keine Unterschiede im 6min Gehtest bzw. der Dyspnoe, die mittels Borg-Skala nach der Belastung gemessen wurde. Zusammenfassend … klarer Nachteil für eine chronische Therapie der HFpEF mit Nitraten.

Was bedeutet dieses Ergebnis für unsere klinische Praxis?
Nun, auch diese Therapie zeigt keine positiven Effekte bei Patienten mit HFpEF. INteressant in diesem Kontext ist ausserdem, dass gezeigt werden konnte, dass eine mehr als 10minütige Reduzierung von körperlicher Aktivität pro Tag mit unerwünschten Ergebnissen assoziiert ist.

Eine Erklärung für die fehlende bzw. negativen Effekte von Nitraten könnte in der komplexen Pathophysiologie der HFpEF liegen. Außerdem werden Interaktionen und Nebenwirkungen bei Patienten höheren Alters, zahlreichen Komorbiditäten und Komedikationen diskutiert. Auch könnte die Medikation mit ISMN ungeeeignet sein. Offensichtlich haben anorganische Nitrate eine positive Auswirkung auf die Belastungstoleranz, während dies organische Nitrate wie ISMN nicht aufweisen.

Klasse gemachte Studie! Versuchen Sie, das Original zu lesen. Es werden viele pharmakologische und pathophysiologische Details erwähnt, die die eigenen, tief vergrabenen Gedächtnisinhalte zurückrufen.

Das war´s für heute aus Nürnberg. Stay tuned and join again.


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