Im Schockraum wird die Narkose bei respiratorischer Insuffizienz eingeleitet. Etwa 5min später kommt es zum Herz-Kreislauf-Stillstand des betroffenen Patienten. Kurze Reanimation, erfolgreiche Defibrillation, der Patient geht auf die Intensivstation. Das Schockraumteam klopft sich auf die Schulter: Gut gemacht!
Ist das wirklich so? Oder unterliegen wir hier einem Irrtum … und zwar einem ganz ganz großen? Dieser Frage widmet sich eine ganz aktuelle Arbeit von Heffner et al. um die Arbeitsgruppe von A.E. Jones. In einer retrospektiven Analyse von über 500 kritisch kranken Patienten, die im Rahmen der Notfallversorgung intubiert werden müssen, wurden analysiert. In etwa 4% des Gesamtkollektivs kommt es zu einem peri-interventionellem Herz-Kreislaufstillstand. Die Krankenhaussterblichkeit der Kohorte liegt bei etwa 20%.
Führt man eine weitere Analyse durch, sieht man, dass über 10% der Patienten, die hypotensiv zum Zeitpunkt der Einleitung waren, einen Herzkreislaufstillstand erlebten. Während die Sterblichkeit der Patienten ohne Cardiac Arrest im Verlauf bei etwa 20% lagen, starben von den Patienten mit Cardiac Arrest – obwohl sie auf Intensivstation verlegt wurden – über 80%!!!! Es liegt die Schlußfolgerung nahe (obwohl natürlich bisher nicht prospektiv randomisiert untersucht), dass man unbedingt einen Herzkreislaufstillstand während der Intubation vermeiden sollte.
Worin liegt nun das Dilemma? Nun, unsere Kenntnisse über die Narkoseeinleitung, verwendete Substanzen etc. leiten wir häufig aus den Untersuchungsergebnissen der Narkoseeinleitung von stabilen Patienten im OP ab. Wussten Sie z.B. dass – wenn Sie Propofol zur Narkoseeinleitung beim kritisch Kranken im Schock verwenden möchten, nur 10% der üblichen Dosis benötigen? Dass Ketamin zur Narkoseeinleitung zu bevorzugen ist und in viel niedrigeren Dosierungen ausreichend ist bzw. dass Muskelrelaxantien viel höher dosiert werden müssen (z.B. Rocuronium 1.6mg/kg KG), um eine rasche Wirkung zu erzielen? Wenn Sie mehr zu dieser Thematik wissen möchten empfehle ich Ihnen mal wieder einen Blick über den Teich: Scott Weingart aus dem Elmhurst Hospital in NYC hat in unverwechselbarer Weise diese Thematik in seinem Podcast dargestellt. Die entsprechende Literatur ist auf seiner Seite nachzusehen.
Wie auch in dem hervorragendem Buch zu Notfallmanagement von St. Pierre aus Erlangen ist einer der wichtigsten Punkt, mögliche Komplikationen zu “antizipieren”. Schließen Sie doch einfach den Noradrenalinperfusor bereits vor Narkoseeinleitung an bzw. geben Sie niedrig dosiert Adrenalin-Push (1:100 verdünnt in 100mL 5% Glucose Lösung). In der auch für mich noch immer kritischen Situation der Narkoseeinleitung beim kritisch Kranken können Sie sich durch gute Teamvorbereitung viel viel Ärger ersparen.
Berichten Sie uns doch von Ihren Erfahrungen!
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