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Channel: Prof. Dr. Michael Christ – Blog des DGINA e.V.
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Der Japaner hält viel aus …. (oder Blutungskomplikationen unter DOACs)

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Wiederholt habe ich das Thema zum Umgang mit Blutungskomplikationen unter oraler Antikoagulation thematisiert

Wir haben versucht das aktuelle Wissen zum Blutungsmanagement auf einer hauseigenen “Checkliste Blutungskomplikationen” zusammenzufassen. Gerne freuen wir uns über Ihre Kommentare!

Anfang des Jahres 2015 wurde eine Phase I Studie zum Blutungsmanagement von Probanden mit Edoxaban Behandlung publiziert:

Die Antagonisierung unter DOACs wurde in verschiedenen Tierexperimenten oder auf Gerinnungsfaktoren beim Menschen untersucht. In dieser Studie geht man – aus meiner Sicht – einen martialischen Weg. Dieser ist aber für die klinische Arbeit sehr sehr wichtig!

In einem Blutungsmodell an Probanden (standardisierte Biopsien – 5x5mm – am Rücken des Oberschenkels, Erfassung der Blutungsmenge mit gewogenen Filterblättern alle 2min, aber: unter Lokalanästhesie) wurde die Blutungsmenge unter Edoxabantherapie bzw. nach Gabe von PPSB (4-Faktoren Präparat) untersucht.

Es zeigt sich eine dosisabhängige Aufhebung der antikoagulatorischen Wirkung von Edoxaban 60mg/Tag. Die maximale Antagonisierung wird bei 50IE/kg KG erreicht. Diese Befunde stehen gut im Einklang mit den Daten von O. Grottke. Auch im Polytrauma Modell des Schweines lässt sich die Antikoagulation unter DOACs mit 50IE/kg KG PPSB antagonisieren.

Zunächst habe ich gedacht, die Japaner sind schon ganz schön hart im Nehmen. Weit gefehlt … diese Untersuchungen wurden in den USA durchgeführt. Und vermutlich klingt alles martialischer als es dann tatsächlich ist. Aber … und das muss man wirklich in hoher Anerkennung sagen: Ein klinisch extrem wichtiges Paper! Dies verändert unsere Handhabung von Blutungen unter neuen oralen Antikoagulantien. Eine Übertragbarkeit auf Dabigatran, Rivaroxaban, Apixaban etc. ist vermutlich gegeben.

Die Frage lautet natürlich nun, was machen ich, wenn eine Überdosierung (z.B. Suizidversuch) vorliegt. Diese Frage ist nicht geklärt …
Und es gibt natürlich die ersten Daten spezifischer Antagonisten, wie z.B. für Dabigatran. Eine Zulassung wird in Kürze erwartet. Link zum Editorial finden Sie hier.

Also, es gibt noch viel zu erfahren. Das war´s mal wieder aus Nürnberg. Keep calm and join again!

PS: Und wer mal wieder ein spannendes Buch in der dunklen Jahreszeit lesen möchte … könnte ja zu einem Japaner greifen. z.B. Kafka am Strand von Haruki Murakami. Wirklich empfehlenswert!


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