Aktuell ist wieder in vielen Notaufnahmen Land unter. Same procedure as every year ….
Zwischen der Versorgung von zwei Patienten habe ich ein ausliegendes Blattchen durchgeblättert und bin dabei auf einen EVergreen gestoßen: Die Akutgabe eines Betablockers beim akuten Myokardinfarkt …. kann mich da an einen meiner ersten Oberärzte in der eigenen Weiterbildung erinnern. Finger weg! Die gehen in den Schock … und dann in die Grube ….
Obwohl theoretisch viel dafür spricht, wird die prähospitale oder zumindest frühe intravenöse Therapie mit Beta-Blockern bei Patienten mit akutem Myokardinfarkt nicht in der klinischen Routine eingesetzt. In einer sehr großen Studie (COMMIT Studie) war es zwar unter Metoprololgabe (initial i.v. danach oral) zu einer Reduzierung von Re-Infarkten und auch zu einer Reduzierung von ventrikulären Dysrhythmien gekommen. Die Sterblichkeit wurde jedoch nicht beeinflusst, da eine signifikante Zunahme von kardiogenem Schock in der Beta-Blocker-Gruppe zu finden war.
Dieses seit vielen Jahren verlassene Konzept erhält nun wiederum eine Renaissance. In einer von deutschen Kardiologen initiierten Studie (BEAT-AMI aus Gütersloh und NRW) wurde der Effekt einer frühen Beta-Blockade mit kontinuierlicher Infusion von Esmolol unmittelbar nach erfolgreicher PCI bei Patienten nach STEMI (Killip Klasse 1 und 2!!!) untersucht. Bei 101 Patienten war dies natürlich nicht ausreichend um die Wirksamkeit anhand klinischer Endpunkte bewerten zu können. Verschiedene kardiale Biomarker (z.B. Troponin-T, CK-MB) zeigten jedoch positive Effekte hinsichtlich einem Vorteil von Esmolol.
Auch in einer Substudie der METOCARD-CNIC-Studie konnten die Untersucher bei 270 Patienten mit STEMI günstige Effekte einer frühzeitigen intravenösen Beta-Blockade nachweisen. Es wurde eine Reduktion der Infarktgröße nachgewiesen, weitere negative Endpunkte wurden nicht beobachtet.
Was bedeuten diese “aufgewärmten” Ergebnisse zur frühen Betablocker-Therapie nun für die klinische Praxis in der Notfallmedizin. Aus meiner Sicht stellt die intravenöse frühzeitige Beta-Blockade in der Notaufnahme bzw. in den Rettungswägen zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine Option dar. Diese Studien wurden durchgeführt in sehr selektionierten Kollektiven, teilweise wurde der Betablocker bei Patienten mit Killip I oder II nach koronarer Revaskularisierung in der Klinik verabreicht. Außerdem erlauben diese Studien derzeit keine konkreten Rückschlüsse auf harte Endpunkte, weshalb auf zukünftige adäquat gepowerte Studien gewartet werden muss.
Das war´s heute mal wieder aus dem frostigen Nürnberg. Stay tuned and join again!